Die nächste Phase

Wir ziehen nach Frankreich

Little John und der Performa

Am 04.12.2022 hatten wir uns wie geplant wieder auf den Weg nach Hause gemacht. Der Anhänger war schon gepackt und stand in Deutschland bei Freunden. Der Anhänger war randvoll. Randvoll mit hauptsächlich meiner Apple Computersammlung. Die hatte vorübergehend meiner einer guten Freundin und ehemaligen Arbeitskollegin meiner Frau gestanden. Mittlerweile einige Generationen von unterschiedlicher Hardware. Mein ältestes Stück, ein Performa aus den 80'ern. Quasi der Nachfolger der guten alten Lisa.

Wenn man eine Strecke häufiger fährt, kennt man sie so gut, dass man das Gefühl hat, dass sie von Jahr zu Jahr kürzer bzw. schneller wird. Ist natürlich nicht so, aber ist doch schön wenn man so ein Gefühl hat.

Wir kommen in der Dunkelheit an und freuen uns unser Haus zu sehen. Das beste kam aber noch, denn als wir es betraten schlug uns eine wohlige Wärme entgegen. Das fiel uns deshalb so deutlich auf, weil das Wetter während der ganzen Reise nicht besonders schön und erst recht nicht warm gewesen ist. Ich hatte unsere Ölheizung schon deshalb durchlaufen lassen, weil unsere Vorgänger ja eher sehr sparsam mit dem Heiz umgegangen waren und ihren kleinen Elektroradiator von Zimmer zu Zimmer getragen hatten um Geld zu sparen. Britische Renten scheinen nicht erquicklich zu sein. Wir wollten auf jeden Fall ein warmes und trockenes Haus.

Der Anhänger wurde abgestellt, das Auto und der Dachgepäckträger ausgepackt und dann rein in die gute Stube und erst einmal einen leckeren Kaffee gemacht vor dem Schlafengehen.

Am nächsten Morgen gab es dann eine Überraschung. Während ich meinen Kaffee zumFrühstück trinken konnte, wich meine Frau auf Tee aus, weil sie ihren Kaffee immer nur mit warmer Milch trinkt. Und da hatte sie nun echt Pech gehabt, denn unser Gasherd wollte einfach kein Feuer mehr spucken. Wir müssen zugeben, dass wir auf dem Gebiet schon eine ganze Weile keine Erfahrungen mehr gemacht haben und deshalb nun ein wenig unbeholfen waren. Nachdem wir alle fünf Kochstellen ausprobiert hatten und der Herd sich weigerte mit uns zu kooperieren, war uns klar, kein Gas mehr da!

Nach dem Frühstück machte ich mich auf den Weg zum Intermarché. Dort gibt es eine Tankstelle, bei der die Gasflaschen in großen Gittercontainernngelagert sind. Solange das Kassenhäuschen besetzt ist, gibt es die Gasflaschen vom Personal. Ist die Tankstelle nicht mit Personal besetzt (ist auch nur noch für die Menschen, die nicht mit den Bezahlautomaten klarkommen) gibt es die Gasflaschen durch Bezahlung mit Karte an einer Bezahlsäule. Und genau da begann mein Problem. Das hatte ich noch nie gemacht und bei der Volkshochschule wird dazu kein Kurs angeboten. Es w ird zwar alles am Automaten erklärt, man fragt sich aber dennoch
wie das dann funktioniert, wenn man an einem Automaten, weit weg von den Flaschen, bezahlt und sich dann einer Flasche bemächtigen will.

Und just in diesem Moment kam Little John. Nein, nicht der von Bonanza! Ich nenne ihn so, weil er wie ein Trapper, ein Holzfäller oder meinetwegen auch wie ein Fischer rumlief. Seine Aufmachung, gepaart mit seinen roten Haaren und diesem roten Vollbart ergab schon ein sehr lustige Figur. Ich verglich ihn mit Ralf Wolter aus den damaligen Winnetou Filmen. Ich machte den Fehler Little John anzusprechen und ihn um Hilfe zu bitten. Was dann aus ihm heraussprudelte muss ursprünglich wohl englischer Sprachschatz gewesen sein. Ich hatte meine echte Mühe ihn zu verstehen und bildete mir aus den Sprachfetzen, die mir verständlich erschienen, logische Zusammenhänge, ja sogar Sätze.

Dank seines Genuschels und meiner Phantasie bekam ich das am Ende tatsächlich hin, an dem Automaten meine Bestellung aufzugeben. Ich überwand sogar das Hindernis, dass dieser Automat scheinbar nur für Franzosen aufgebaut worden war. Ich musste mich tatsächlich bücken um die Anweisungen auf dem Display lesen zu können. Und dann machte es klick und Fach 23 sprang auf. Die Tür sprang mit einem flotten Ruck nach vorne auf und gab den Zugriff auf die Gasflasche frei. Ich tauschte leere gegen volle Flasche, schloss das Fach und fuhr heim.

An diesem Nachmittag musste ich den Hänger von meiner Apple Sammlung erlösen, denn er würde für Fahrten zur Déchetterie beladen werden müssen. Ich begann also Stück für Stück, Karton für Karton meine kostbare Sammlung vom Hänger ins Haus zu tregen. Und dann kam die Kiste vom Performa. Ich nahm sie, hob sie vom Hänger und das Unglück nahm seinen Lauf. Die Kiste hatte wohl gelitten oder zumindest Wasser gezogen. Ihre Stabilität versagte auf halbem Weg von Anhänger zum Haus, mein bestes Sammlungsstück fiel raus und zerschellte auf dem Boden. In diesem Moment hätte ich wie Rumpelstilzchen heulend umherhüpfen können, trug es aber mit Fassung.

Ausgerechnet der Performa.